Die gemeinsame Sprache des Glaubens

Jenseits der Unterschiede:

Was Religionen miteinander teilen

 

In unserem aktuellen Roman ›Schatten Brüder‹ begeben wir uns auf die Spuren des indischen Heiligen Bodhi Bai, dem angeblich unsterblichen Gründer des »Ordens der Dämmerung«,deren Mitglieder sich seit über 160 Jahren »Schatten Brüder« nennen. Ziel des mystischen Führers ist die Zusammenführung aller Weltreligionen, die sich zwar in ihren Ritualen, Lehren und Traditionen unterscheiden, gleichzeitig jedoch auch bemerkenswerte Gemeinsamkeiten aufweisen. Mit Ähnlichkeiten, die grundlegende ethische Prinzipien betreffen, etwa die Vorstellung eines höheren Wesens oder einer göttlichen Wirklichkeit sowie bestimmte zentrale Figuren, die in mehreren Religionen verehrt oder anerkannt werden.

Gemeinsame Werte und ethische Grundsätze

Fast alle großen Weltreligionen – etwa das Christentum, Judentum, der Islam, der Hinduismus und der Buddhismus – betonen Werte wie Mitgefühl, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Wahrhaftigkeit und die Achtung vor dem Leben. Die sogenannte Goldene Regel: ›Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest‹, findet sich in ähnlicher Form in fast allen Religionen, indem sie über kulturelle und theologische Unterschiede hinausreicht.
Es gibt einige Figuren, die in mehreren Weltreligionen eine bedeutende Rolle spielen – oft in unterschiedlicher Deutung, aber mit gemeinsamen Elementen:

Abraham (Ibrahim)
• Judentum: Stammvater des Volkes Israel.
• Christentum: Vater des Glaubens; Vorbild für das Vertrauen auf Gott.
• Islam: Einer der wichtigsten Propheten; gilt als „Freund Gottes“ (Khalilullah).

Die abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) berufen sich alle auf ihn als geistigen Ahnherrn.

Mose (Musa)
• Judentum: Der wichtigste Prophet, Empfänger der Tora.
• Christentum: Prophet und Gesetzgeber, Vorläufer Jesu.
• Islam: Einer der bedeutendsten Propheten; wurde mehrfach im Koran erwähnt.

Mose steht für Befreiung, göttliche Offenbarung und das ethische Gesetz.

Jesus (Isa)
• Christentum: Sohn Gottes, Messias und Erlöser.
• Islam: Einer der größten Propheten, geboren von der Jungfrau Maria (Maryam); nicht gekreuzigt, sondern von Gott erhöht.
• Hinduismus: Ein großer spiritueller Lehrer, der Menschen zur Wahrheit geführt hat – vergleichbar mit hinduistischen Weisen.

Jesus wird also nicht nur im Christentum verehrt, sondern auch im Islam und in anderen Glaubensrichtungen respektiert – wenn auch in anderer theologischer Bedeutung.

Mehr zu Bodhi Bai und seinen »Schatten Brüdern« gibt’s in unserem gleichnamigen historischen Roman, der uns auf eine Zeitreise von über 160 Jahren von Indien, über Irland und Italien bis zu den indigenen Stämmen Nordamerikas führt.

Hier eine kleine Leseprobe:

 

     Berlin, 1927 Nur wenige Tage später betraten Bodhi Bai und Mila an einem herbstlichen Abend die eindrucksvolle Ahmadiyya-Moschee in Berlin-Wilmersdorf, um als Gäste an einer ungewöhnlichen Vermählung teilzunehmen, bei der ein Muslim und eine Jüdin in den Bund der Ehe traten. Damit waren sie Teil einer Hochzeitsgesellschaft, die zwar aus Menschen vieler religiöser Hintergründe bestand, sich jedoch zu einem Großteil aus Juden zusammensetzte, die zum Islam konvertiert waren. Es war eine lebhafte Menge, in deren Mitte eine stille Einigkeit, und ein gemeinsames spirituelles Streben herrschte, das keine Trennung zwischen den Religionen anerkennen wollte. Denn für viele waren die grundlegenden Werte des Islam und des Judentums so verwandt, dass die partiellen Unterscheidungen unwichtig geworden waren. Was genau dem entsprach, was Bodhi Bais ›Orden der Dämmerung‹ seit fast 100 Jahren propagierte, dort sogar noch erweitert um die Lehren des Hinduismus und des Buddhismus. Ein Konzept, dass für immerwährenden Frieden zwischen den Menschen sorgen könnte, wofür man ihm an diesem Abend Raum für eine kleine Ansprache einräumte.
      Die besondere Atmosphäre des Anlasses in sich aufnehmend, trat Bodhi Bai vor die versammelten Gäste, während seine Augen zunächst wohlwollend auf der Braut und dem Bräutigam ruhten. Dann begann er mit leichtem Lächeln und weicher Stimme damit, seine Gedanken zu äußern.
     »In der Lehre des Buddhismus«, erklärte er, »gibt es wie in den anderen hier vertretenen Religionen auch – das Konzept des Mitgefühls, der Einsicht und der Befreiung von den Fesseln des Egos. Jeder Mensch – sei er Jude, Muslim, Christ oder Andersgläubiger – ist ein Lebewesen, das auf dem Pfad zur Erkenntnis wandelt. Und so, wie sich heute hier zwei Menschen aus unterschiedlichen Glaubenstraditionen vereinen, kann auch in jedem von uns die Einheit des Lebens erblühen.«
     Während einige Gäste nachdenklich nickten, fuhr Bodhi Bai fort.
     »Vielleicht ist es genau diese Überwindung des Trennenden, die viele der jüdischen Gäste hier zum Islam gebracht hat. Vielleicht sahen sie in der Verbindung von Islam und Judentum einen Weg, die Mauern einzureißen, die uns das Leben schwer machen. Denn Liebe und Mitgefühl sind doch in jeder Religion der wahre Weg.«
     Im anschließenden Applaus erhob Bodhi Bai die Hände in einer Geste des Segnens, um dann mit sanfter Stimme weiterzusprechen.
     »Möge diese Ehe ein lebendiges Symbol der Einheit sein, die jenseits von Religion, Ethnie und Nation steht. Möge sie uns daran erinnern, dass die wahren Unterschiede nicht in der Glaubenslehre, sondern im Herzen und im Geist des Menschen liegen. Wenn wir uns das bewusst machen, dann sind wir wirklich frei. Nehmen Sie meine Person als einen im Hinduglauben erzogenen Mann, und meine mich heute begleitende Partnerin, die Jüdin Mila Marková, als ein Beispiel für das eben Gesagte.«

                  

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Fotos/Abbildungen: Canva, Lehmann Autorenpaar

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