Die Villa La Tranquille am Chemin de la Colline
Im Mai 1933 kommt Deutschlands berühmtester Autor Thomas Mann mit seiner Frau Katja an die Côte d’Azur, um dort die Villa La Tranquille am Chemin de la Colline in Sanary-sur-Mer zu beziehen. Ein oberhalb des Meeres im Grünen gelegenes eher bescheidenes Exilgebäude, von dem der Literat in sein Tagebuch schreibt, er glaube, » … in diesem hübschen, kultiviert wohnlichen Hause beglückt« sein zu können. Besonders, da ihm » … die private Existenzform so unendlich wohltue«, nachdem ein vier Monate dauerndes Hotel-Dasein, unter anderem in der Schweiz, ihrem Aufenthalt vorausgegangen war. Als kurz darauf auch zwei von Thomas und Katja Manns Kindern, Erika und Klaus Mann, in Sanary-sur-Mer eintreffen, ziehen diese ins bis heute existierende Hôtel de la Tour, wo Klaus die Idee für eine Exilzeitschrift hat, die später in einem Amsterdamer Verlag erscheinen wird. In den ersten Monaten nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland hatte sich das kleine Städtchen an der französischen Mittelmeerküste zu einem Treffpunkt für emigrierte Künstler und Intellektuelle entwickelt. Neben Thomas Manns älterem Bruder Heinrich lassen sich auch die Schriftsteller Arnold Zweig, Lion Feuchtwanger und Bertolt Brecht sowie viele andere für eine gewisse Zeit dort nieder.
Der Trommelwächter und die Weltliteratur
Nach Jahren des weltweiten Umherreisens mit ihrer Jazzband ziehen sich in unserem fiktiven Roman „Der Trommelwächter“ im gleichen Jahr auch der Schlagzeuger Amadou Armstead und seine Frau, die Sängerin Camillie Mercier, nach Sanary-sur-Mer auf das Familien-Landgut ‚La douce montagne‘ zurück. Am Hafen von Sanary-sur-Mer kommt es zu einem berührenden Treffen des Paares mit dem weltberühmten und von den Nazis ins Exil getriebenen Autor.
Leseprobe:
Lust auf eine Leseprobe aus dem Roman „Der Trommelwächter“? Dann lest gerne hier weiter:
»Ich schätze Ihren Gesang, Madame Mercier«, sagte Thomas Mann, als er Camille und Amadou im Café de Lyon gegenübersaß und behutsam pustend seine Teetasse zum Mund führte. »Ich habe Sie und die Kapelle Ihres Gatten seinerzeit im Berliner Haus Vaterland gesehen. Diese Vermischung von Jazz und Chanson hat mich beeindruckt. Wahrlich, das muss ich zugeben.«
Verlegen nickte Camille mit dem Kopf.
»Das … das ehrt uns sehr, Monsieur Mann«, antwortete sie, was Amadou kopfnickend bekräftigte, obwohl er der deutschen Sprache im Gegensatz zu seiner Frau nicht mächtig war. Das heutige Treffen im am malerischen Hafen gelegenen Café de Lyon fand auf Thomas Manns Vorschlag hin statt. Der versprochen hatte, einmal mit ihnen hinauf zur »recht bescheidenen« Villa La Tranquille marschieren zu wollen. Was sie kurz darauf gemächlichen Schrittes im gleichmäßigen Klang der ans Ufer schlagenden Meeresgischt den Cor des Beaux entlanglaufen ließ. Bis hin zur steil nach oben führenden Treppe gleichen Namens. Auf deren Stufen sie hinauf zum Chemin de la Colline stiegen, wo sie dem Literaten weiter folgten, bis sie vor dessen momentanem Haus standen. Das von außen in der Tat alles andere als mondän wirkte, doch mit seinem dahinter liegenden Garten sofort jene Ruhe und Gelassenheit spürbar machte, die der Villa La Tranquille offenbar ihren Namen gab. Eine Stille, die der Autor nach den aufreibenden Zeiten in seiner Heimat scheinbar so dringend gesucht hatte.
»Diese kleine Steinterrasse hier«, sagte er und deutete dabei auf einen mit einem Tisch und vier Stühlen bestückten Freisitz. »Das ist pures Glück, wenn ich am Abend in einem der Korbsessel die Sterne betrachten darf.«
Von innen öffnete Katja Mann die Tür, um die beiden bis dahin verschlossenen leicht verwitterten Fensterläden quietschend nach links und rechts aufzuklappen.
»Es gibt Kaffee«, erklärte sie knapp nach einer ebensolchen Begrüßung und verschwand wieder im Haus, in dessen Innerem Camille unter Nutzung ihrer schnellen Urteilskräfte ebenfalls den Geist von Lautlosigkeit und Zufriedenheit zu erkennen glaubte.
»Mein Heimweh nach dem alten Zustande in München ist übrigens gering«, versicherte Thomas Mann, nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hatten. »Ich empfinde in diesem Moment fast mehr davon für Sanary, das mir im Rückblick als die glücklichste Etappe der vergangenen Monate erscheint.«
In Sanary-sur-Mer habe er sich einen Peugeot gekauft und neu eingekleidet, erklärte der Schriftsteller. Des Weiteren wolle er seinen Aufenthalt dafür nutzen, Werke von Lew Tolstoi und Adalbert Stifter zu lesen, während seine eigene literarische Produktion hingegen zu stocken schien.
»Vergebliche Bemühung, wieder zum Erzählen zu kommen«, wird es später in einem seiner Tagebucheintragungen heißen. »Es fehlen Heiterkeit und Energie.«
Gespräche, die bleiben
Die vorangegangenen Gespräche und auch das Treffen mit Thomas Mann sind fiktiv, sie haben so nie stattgefunden, doch Begegnungen wie diese hätten durchaus geschehen können. Indem sie eine beeindruckende Zeit widerspiegeln, bauen sie eine interessant erdachte Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
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Fotos/Abbildungen: Canva, Lehmann Autorenpaar