Teil 3 der Sally-Wheeler-Trilogie

Das Geheimnis um die Herkunft Sally Wheelers …

steht vor der Auflösung. Im letzten Teil der  Sally-Wheeler-Trilogie „Der Trommelwächter“ …

 

… widmet Sally sich gemeinsam mit dem Musikjournalisten Randy Armstead  dem jahrhundertealten Ritual der Weitergabe einer Djembé Trommel an den jeweiligen männlichen Erben in Randys Familie. Was sie auf die Spuren von dessen Großvater Amadou führt, einem berühmten Schlagzeuger in den Goldenen 20er Jahren des gerade aufblühenden New Orleans Jazz. Er und sein gleichfalls Rhythmus-Instrumente spielender Sohn Mortimer scheinen die alte Stammestradition weiter zu pflegen, schamanisches Wissen, spektakuläre Ereignisse und mystische Voodoo-Prophezeiungen ihres Volkes in dieser Trommel zu archivieren. Bis diese mit dem Tod von Mortimer, Randys Vater, für immer verloren scheint. Welche Rolle spielen dabei Randys Mutter, die berühmte Fotografin Katharina Austerlitz und der berüchtigte Carlo van der Meer? Und was hat die ganze Geschichte  mit den „Berliner Lost-Places“ zu tun? Lies im Folgenden eine kleine Leseprobe des Romans:

Das letzte Sklavenschiff

Im Jahre 1908 heiratet Adisa, die Urgroßmutter von Sally Wheeler und Randy Armstead, in Deutsch-Südwestafrika Kono, einen ehemaligen Sklaven. Der 40 Jahre zuvor mit seiner Mutter Awa an Bord des letzten und illegalen Sklavenschiffs Clotilda von Westafrika nach Alabama kam.  Es ist der Beginn einer Familientragödie, die unsere Leserinnen und Leser über dramatische historische Ereignisse der vergangenen 160 Jahre von Afrika nach New Orleans, New York, Kuba und Europa bis in unsere heutige Zeit führt. Durch Glanz und Elend mehrerer Epochen. Eingebettet in unzählige Mythen.

Alabama 1864

Siebzig Tage sollten vergehen, bis die Clotilda die Mündung des Spanish Creek in Alabama erreichte und Kapitän William Foster das Schiff hinauf zur Twelve-Mile-Island manövrierte. Unter hektischen Befehlen waren sämtliche Sklaven auf ein anderes Boot gebracht worden, bevor die Clotilda in Flammen aufging und versank. Foster, der alles darangesetzt hatte, seine Fracht vollständig und wohlbehalten nach Alabama zu bringen, wollte jede Spur verwischen, die auf sein letztes rentables Geschäft mit afrikanischen Sklaven hinweisen und ihm bei Verrat die Todesstrafe hätte einbringen können.

Sämtlichen Gefangenen gab man neue Kleidung und versteckte sie zunächst in den angrenzenden Sümpfen, wo sie, von Hunger und Durst geplagt und von tausenden Mücken zerfressen, einige Tage ausharrten, bevor sie an diverse Farmer und Plantagenbesitzer verkauft wurden. Im Gegensatz zu früheren Sklaventransporten, die schon bei der Überfahrt etliche Todesopfer gefordert hatten, lieferte die Clotilda ihre »Ware« vollständig und trotz allem verhältnismäßig arbeitsfähig an. So dass es bei Awa und den meisten ihrer Mitgefangenen unnötig war, Wunden und andere körperliche Makel wie sonst üblich zu übermalen, um in jedem Fall den angestrebten Preis zu erhalten. Es war die Gunst, des allerletzten Sklavenschiffs.

Selbstverständliche Gewalt

Auf dem staubigen Vorplatz eines wuchtigen Gebäudes hatte man Awa mit den anderen Sklaven aufgestellt und begutachtet. Grobe Männerfinger fuhren ihr in Gesicht und Mund, rüttelten an Zähnen und Gelenken, um dann entlang ihrer Körper die Festigkeit von Muskeln und Sehnen zu testen. Frauen und Mädchen mussten zusätzlich ertragen, wie feiste schwitzende Visagen mit lüsternen Blicken jene Regionen bei ihnen begutachteten und betasteten, die normalerweise nur den Männern ihres Stammes nach der Zeremonie der Eheschließung zugänglich gewesen wären.

Dabei scheuten es die neuen Besitzer der Ware Mensch nicht, bei jedweder Gelegenheit mit Peitschen zu knallen und blitzende Messer zu zeigen, um die künftigen gesellschaftlichen Verhältnisse unmissverständlich zu untermauern. Schließlich hatten sie für die neuen Arbeitskräfte einen hohen Preis bezahlt, für den sie einen uneingeschränkten Einsatz bei minimaler Pflege erwarteten. Damit waren die Sklavinnen und Sklaven ihrem jeweiligen Eigentümer oder dem Plantagenleitenden schutzlos ausgeliefert. Denn die Anwendung von Gewalt war eine Grundvoraussetzung einer Gesellschaft, die zwischen Versklavten und Nichtversklavten unterschied. Ungehorsam und unzureichende Arbeitsleistung wurden oft hart bestraft, weshalb Misshandlungen durch die Aufseher an der Tagesordnung waren. Darüber hinaus hatten die Grundherren ebenfalls das Recht, über die Kinderzeugung ihrer Sklavinnen und Sklaven zu bestimmen …

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