Ruhe und Kreativität in stürmischen Zeiten
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In unserem Roman “Der Trommelwächter” …
… engagieren sich die Protagonisten Camille Mercier und Amadou Armstead in Südfrankreich für eine Vielzahl der vor den Nazis dorthin geflüchteten Künstler und Literaten. Sie gewähren ihnen Unterschlupf und ermöglichen ihnen die Ausreise nach England oder in die USA. Anfang der 30er Jahre hält sich Camilles Marseiller Familie regelmäßig in der Villa »La douce Montagne« unweit von Sanary-sur-Mer auf. Dort treffen Camille und Amadou auf Thomas Mann und seine Frau Katia. Die Exilliteratur in Südfrankreich wurde in den 1930er und 1940er Jahre unter anderem durch deutsche Schriftsteller wie Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger und Stephan Zweig geprägt. Nachfolgend ein kurzer Auszug aus dem Roman:
Prominenz der 1. Reihe
Einer der Prominentesten unter ihnen war Thomas Mann. Er zählte zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. In Sanary setzte er seine literarische Arbeit fort und engagierte sich in seinen Schriften gegen das NS-Regime. Thomas und Katia Manns Kinder, Klaus und Erika Mann, hatten Sanary schon 1931 durch ihren Riviera-Reiseführer bekannt gemacht. Sie beschreiben darin den malerischen südfranzösischen Ort als ‘die erklärte große Sommerfrische des Café du Dôme, der sommerliche Treffpunkt der pariserisch-berlinerisch-schwabingerischen Malerwelt sowie der angelsächsischen Bohème’. »Ich schätze Ihren Gesang, Madame Mercier«, sagte Thomas Mann, als er Camille und Amadou im Café de Lyon gegenübersaß und behutsam pustend seine Teetasse zum Mund führte. »Ich habe Sie und die Kapelle Ihres Gatten seinerzeit im Berliner Haus Vaterland gesehen. Diese Vermischung von Jazz und Chanson hat mich beeindruckt. Wahrlich, das muss ich zugeben.« Verlegen nickte Camille mit dem Kopf.
»Das … das ehrt uns sehr, Monsieur Mann«, antwortete sie, was Amadou kopfnickend bekräftigte, obwohl er der deutschen Sprache im Gegensatz zu seiner Frau nicht mächtig war.
Stille in aufregenden Zeiten
Das heutige Treffen im am malerischen Hafen gelegenen Café de Lyon fand auf Thomas Manns Vorschlag hin statt, der versprochen hatte, einmal mit ihnen hinauf zur »recht bescheidenen« Villa La Tranquille marschieren zu wollen. Was sie kurz darauf gemächlichen Schrittes im gleichmäßigen Klang der ans Ufer schlagenden Meeresgischt den Cor des Beaux entlang laufen ließ, bis hin zur steil nach oben führenden Treppe gleichen Namens. Auf deren Stufen sie hinauf zum Chemin de la Colline stiegen, wo sie dem Literaten weiter folgten, bis sie vor dessen momentanem Haus standen. Das von außen in der Tat alles andere als mondän wirkte, doch mit seinem dahinter liegenden Garten sofort jene Ruhe und Gelassenheit spürbar machte, die der Villa La Tranquille offenbar ihren Namen gab. Eine Stille, die der Autor nach den aufreibenden Zeiten in seiner Heimat scheinbar so dringend gesucht hatte.
»Diese kleine Steinterrasse hier«, sagte er und deutete dabei auf einen mit einem Tisch und vier Stühlen bestückten Freisitz. »Das ist pures Glück, wenn ich am Abend in einem der Korbsessel die Sterne betrachten darf.« Von innen öffnete Katja Mann die Tür, um die beiden bis dahin verschlossenen leicht verwitterten Fensterläden quietschend nach links und rechts aufzuklappen. »Es gibt Kaffee«, erklärte sie knapp nach einer ebensolchen Begrüßung und verschwand wieder im Haus, in dessen Innerem Camille unter Nutzung ihrer schnellen Urteilskräfte ebenfalls den Geist von Lautlosigkeit und Zufriedenheit zu erkennen glaubte. »Mein Heimweh nach dem alten Zustande in München ist übrigens gering«, versicherte Thomas Mann, nachdem sie sich an den Tisch gesetzt hatten. »Ich empfinde in diesem Moment fast mehr davon für Sanary, das mir im Rückblick als die glücklichste Etappe der vergangenen Monate erscheint.«
Mit der Sally-Wheeler-Trilogie spannen wir einen historischen Bogen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die heutige Zeit. Startet der 1. Band der Romanreihe „Das Hochzeitszimmer“ mit den grausamen Ereignissen des deutschen Kolonialismus im heutigen Namibia, so finden sich die Leserinnen und Leser in Band 2 „Die Aisbergh-Akte“ in den wilden Berliner 20ern mit ihrem verhängnisvollen Ende in den Schrecken der Nazidiktatur wieder. Auf einem Weg durch Leid und Zerstörung, Terror und Krieg, Aufbau und Hoffnung, was alles auch im Mittelpunkt des 3. Romans der Reihe „Der Trommelwächter” steht. Der den Weg einer im Jahr 1860 als Sklavin von Westafrika in die USA verschleppten Frau aufzeigt.
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